20151031

[layer 14: reformation] ein bewußtseinsstrøm

Nota bene: Ich bitte um Entschuldigung, daß die folgende Wortaufschüttung jeglicher Rationalität entbehrt. Sie ist lediglich Ausdruck der nervlichen Instabilität und hyperaktiven Unrast, die mein armes, krankendes Hirn umnachtet und die einst wirtliche Mansarde in meinem Schädelsgewölbe in erhebliche Unordnung gebracht hat.
Reformation, lateinisch reformatio "Umgestaltung, Wiederherstellung, Erneuerung".
ἀκέφαλος ‎(aképhalos, "kopflos"), altgriechisch ἀ- ‎(a-, "ohne") und κεφαλή ‎(kephalḗ, "Kopf").
Ein Mann begegnete Diogenes: "Diogenes, was suchst du?"
"Ruhe."
"Und, hast du sie gefunden?"
"Ich habe herausgefunden, daß ich sie auf der Welt nicht finden werde."
Oliver Overwien: Die Sprüche des Kynikers Diogenes in der griechischen und arabischen Überlieferung, 126.
Friederike Mayröcker: Vom Schreiben und vom Schweigen
(Sternstunde Kunst, 00h41m00s)
Jøta, à la recherche du temps perdu gaspillé
"Hey, with some madeleines. Definitely, they're great."
(Serial Experiments: Lain, Layer 13: EGO)
Powaqqatsi (POH-wahk-KAH-tsee), Hopi (eine uto-aztekische Sprache) für "ein Wesen, eine Lebensart, die die Lebenskräfte anderer Wesen aufbraucht, um sein eigenes Leben zu fördern/unterstützen"
Lain regrets how she always hurts Alice and gives reality a reset.
(Serial Experiments: Lain, Layer 13: EGO)
Zwey Seelen wohnen, ach! in meiner Brust!
Mein böser, zwangsbehafteter Geist, der du mir innewohnest, weiche!
Isis (von ägypt. Aset), die "Zauberreiche".
Im ägyptischen Pantheon die Göttin der Geburt, der Wiedergeburt und der Magie, aber auch Totengöttin.
Papyri Magicæ Graecæ, Kapitel IV 1227-1264:
Ein Blitz. Dionysos wird in smaragdener Schönheit sichtbar.
Dionysos: Sei klug, Ariadne! ...
Du hast kleine Ohren, du hast meine Ohren: steck ein kluges Wort hinein! -
Muß man sich nicht erst hassen, wenn man sich lieben soll?...
Ich bin dein Labyrinth ...
Friedrich Nietzsche: Klage der Ariadne.
Dies Viridium, wörtlich "Tag der Grünen" – gemeint sind die durch Absolution von den Sünden und Kirchenstrafen Befreiten, im Sinne von "Erneuerten, Frischen" nach Lukas-Evangelium 23,31), weil nun die losgesprochenen Sünder ein neues Leben anfangen und gleichsam wieder jung und grün werden, so nannte man sie die Grünen, lateinisch virides, [jene] Büßer, die "dürres Holz" gewesen waren und jetzt am antlastag, dem Tag des Kirchenbußerlasses, wieder lebendiges, "grünes Holz" der Kirche wurden
Είμαι λέφτερος. Íme léfteros. Ich bin frei.
In Sure 89:27 wird die Seele direkt angesprochen. Als nafs muṭmaʾinna ("zuversichtliche Seele") soll sie zu ihrem Herrn zurückkehren, zufrieden und erfüllt:
Nafs al-Mutma’inna.
يَا أَيَّتُهَا النَّفْسُ الْمُطْمَئِنَّةُ.
Ya ayyatuha alnnafsu almutma-innatu.
Oh Du Seele, die Du Ruhe gefunden hast!

Jack Kornfield: Frag den Buddha - und geh den Weg des Herzens, 115/116.
Zur Begrifflichkeit der Nafs siehe Kapitel 7: Die "Dämonen" benennen:
Jeder spirituelle Weg hat seine Bezeichnungen für jene Schwierigkeiten, denen wir begegnen. Die Sufis nennen sie Nafs. Die christlichen Wüstenväter, die vor nahezu zweitausend Jahren in der ägyptischen und in der syrischen Wüste lebten und praktizierten, nannten sie Dämonen. Einer ihrer Meister, Evagrius, hinterließ einen lateinischen Text, in dem er diejenigen unterwies, die in der Wüste meditierten: "Seid wachsam gegenüber Schlemmerei und Begierde", warnte er, "und ebenso gegen die Dämonen der Angst und Unsicherheit. Der Mittags-Dämon der Trägheit und des Schlafs kommt jeden Tag nach dem Mittagessen, und der Dämon des Stolzes erhebt sein Haupt gerade dann, wenn ihr die anderen Dämonen bezwungen habt."
Friede, Freude, Eierkuchen

[mnemosyne] effy and her mother

20151004

Ich sah gerade Barbara.
Ich hoffe, es geht Dir gut.
Heut' ist Erntedank. Ich danke Dir, die kostbare Bekanntschaft Deiner edlen Person gemacht haben zu dürfen.
Die Lethe tritt über die Ufer und zerrt mich nun in ihre bodenlosen, tiefschwarzen Wasser zurück.
jøta

20150914

[loslœsung] zwey seelen wohnen, ach! in meiner brust!

weil nun die losgesprochenen Sünder ein neues Leben anfangen und gleichsam wieder jung und grün werden, so nannte man sie die Grünen, lateinisch Virides (in: Kleinpaul, Die Rætsel der Sprache, p. 388)

20150629

Von hinterm Mond da komm' ich her, ich bring' euch gute neue Mær: LateMoonGrass is late. Old news is old.

20150614

[mnemosyne] last night again you were in my dreams[1]


πάντα ῥεῖ ~~~~ λήθη ῥεῖ ~~~~ για αλεξάντερ

Das Buch. Ich nahm es zu mir. Es wirkte magisch. Schriften aus vergangener Zeit. Ich las sehr lange, bis spät in die Nacht. Wandlung. Und mußte immer wieder an sie denken. War es dasselbe Interesse von ihr an dem Buch wie das meine? Immer und immer wieder mußte ich an sie denken.

Momentum: Alles Leben ist Wandel
Gezeigt im Rahmen der MDR Kurzfilmnacht am 25/04/2015
Regie: Alexander Bergmann
Kamera: Nicolai Rissmann
Ton: Phil Nylund
Darsteller: Sophia Weiß, Dimitri Roggen
Gezeigt wird, wie sich zwei junge Menschen in einer für sie unerwarteten Lebenssituation zusammenfinden. Die beiden sehen sich das erste Mal in einer Bibliothek. Bald darauf, bei einem zweiten Treffen, bemerken sie, dass sie offenbar dieselben Interessen und Bedürfnisse haben und so entwickelt sich aus ihrem anfänglichen Gespräch eine Diskussion. Alles dreht sich um ein mysteriöses Buch und dessen Thematik aus weit vergangener Zeit. Es stellt sich heraus, dass sie sehr unterschiedliche Auffassungen hierzu haben. So unterschiedlich, dass es zu einem Streit kommt und ihre Wege sich vorerst trennen. Nach ihrer Begegnung beginnen beide den Sinn ihrer Gegensätzlichkeit zu verstehen und sich von vergangenen Problemen zu lösen, um in der Zukunft glücklich zu sein.

[1] By any other name, a jay is still blue.

20150419

「残花有情」sentiments for the remaining flower

It's unfortunate that my favourite flower, Freesia, usually does not last until May; as a result, my meagre heart was filled with nigh-unbearable bliss at the sight of this precious bouquet that I was unexpectedly awarded with by two dear ones.

20150311

[quoth] ursula græfe: die trauer der teeschalen

Das nachstehende [quoth] stellt mein jährliches Memento an die folgenreichen Ereignisse in der Tōhoku-Region am 11/03/2011 dar.
Es handelt sich dieses Mal um einen Auszug aus Die Trauer der Teeschalen - Vom Leben und Sterben der Dinge in der japanischen Literatur, einem Essay von Ursula Græfe (dem derart geneigten Leser sicher in erster Linie als Übersetzerin der Werke von Haruki Murakami geläufig), in dem sie ihre in Zusammenarbeit mit ihrer Frankfurter Kollegin Kimiko Nakayama-Ziegler entwickelten Gedanken zum japanischen Konzept des 物の哀れ (mono no aware) in ausladender Weise äußert. Dieser von Motoori Norinaga im 18. Jahrhundert geprägte Begriff bezeichnet ein ästhetisches Prinzip, "demzufolge die anrührende, schlichte, ja beschädigte Schönheit einer Sache gerade durch ihre Unvollkommenheit starke Empathie bei ihrem Betrachter hervorruft. Durch sie empfinde er die Vergänglichkeit allen Seins umso stärker."[1]
Eine unserer belangreicheren Entdeckungen, oder besser gesagt Hypothesen, ist jedoch etwas, das wir als die "atmosphärisch andere" Darstellung von Materie bezeichnen, ein Phänomen, das bei der Übertragung ins Deutsche mitunter gewisse Schwierigkeiten aufwirft. [....] Unsere Überlegungen stützen sich nicht allein auf die Beobachtung, daß Alltagsgegenstände in der japanischen Literatur über ein stärkeres Eigenleben oder vielleicht sogar mehr Individualität verfügen, als sie literarischen Requisiten, Motiven, Symbolen oder Metaphern in der "westlichen" Erzählliteratur zu eigen sind. Am deutlichsten wird der Unterschied wahrscheinlich an der Beziehung der Charaktere zu den Gegenständen, die zwar stets funktional und selten oder nie ideell ist, aber dennoch persönlicher, gleichberechtigter, ja, man möchte sagen, intimer erscheint. Sie ist von einer besonderen Wertschätzung geprägt, in der sich jedoch weniger eine spirituelle als eine emotionale Qualität offenbart. [....]

BATTERIEN IM MONDSCHEIN

Zu guter Letzt wollen wir noch eine etwas humorvollere Schilderung der von ihrer Arbeit erschöpften Materie präsentieren. Auch die bereits erwähnte Autorin Hiromi Kawakami (geb. 1958) beschwört in ihrem Roman Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß die japanische Achtung vor dem Eigenleben der Gegenstände. Im Kapitel "Batterien im Mondschein" besucht die Heldin Tsukiko, die sich mit beinahe vierzig Jahren in ihren dreißig Jahre älteren ehemaligen Japanischlehrer verliebt hat, diesen alten Herrn, ihren Sensei, zum ersten Mal in seinem Haus. Und er zeigt ihr, statt ihrer Briefmarkensammlung, eine ganz andere Sammlung:

"Ich kann eben nichts wegwerfen" [, sagte er]. Wieder ging er ins Nebenzimmer. Diesmal kehrte er mit mehreren kleinen Plastiktüten zurück. Er knotete eine davon auf, und eine Menge mit schwarzem Filzstift beschrifteter Batterien kam zum Vorschein: "Rasierer", "Wanduhr", "Radio", "Taschenlampe". Er griff eine A2-Batterie heraus. [....] "Diese gehörte zu meinem ersten Kassettenrekorder." [....] Schließlich könne man Batterien, die einem so brav gedient hätten, nicht einfach wegwerfen. Das wäre herzlos. Es sei nicht anständig, sie, die bis dahin Licht und Töne erzeugt hätten, in den Müll zu schmeißen, nur weil sie leer seien. "Sind Sie nicht auch dieser Meinung, Tsukiko?" Der Sensei sah mir ins Gesicht. Eigentlich hatte ich dazu keine Meinung, rang mir aber zum fünfzehnten oder sechzehnten Mal an diesem Abend ein Ja ab. Ich strich über eine der vielen unterschiedlichen Batterien. Sie war rostig und fühlte sich feucht an. An der Seite stand "Casiorechner". [....] Später am Abend kramt der alte Lehrer einen Batterieprüfer hervor. Nun überprüfte er jede einzelne seiner zahllosen Batterien. Bei den meisten rührte sich die Nadel nicht, wenn er die Klemme ansetzte. Sooft die Nadel ausnahmsweise doch einmal zuckte, stieß er ein leises "Ah" hervor. "Es ist noch Leben drin", sagte ich dann, und er nickte kurz. [....] Eine Weile betrachteten wir schweigend den Mond."[3]

Der humoristische Ton, den Kawakami in dieser Szene anschlägt, täuscht nicht darüber hinweg, daß der Respekt, den der alte Lehrer den Dingen entgegenbringt, die viel jüngere Frau trotz ihrer äußerlichen Genervtheit berührt. Die Autorin läßt in diesem Anfangskapitel, in dem der alte traditionell denkende Mann und die junge Frau, die ein modernes Single-Leben führt, einander näher kommen, bewußt Bilder des Tradtionellen und Modernen (Mond und Batterien) aufeinandertreffen.[4] Die Gewohnheit des Lehrers, unbrauchbar gewordene Dinge wie dienstbare Gefährten zu behandeln und ihnen über ihre Funktionsfähigkeit hinaus einen Platz in seinem Haus einzuräumen, versinnbildlicht hier offenbar einen Gemütszustand, der der jüngeren Tsukiko nicht sofort einsichtig ist.


1 Ursula Gräfe und Kimiko Nakayama-Ziegler: Die Trauer der Teeschalen - Vom Leben und Sterben in der japanischen Literatur. Veröffentlicht am 06/09/2009 (sowie in Ausgabe 9.1 Ethik und Ästhetik des Online-Magazins Schau ins Blau).
2 Bei der für dieses [quoth] gewählten Abbildung handelt es sich um eine Szene aus Shaking Tokyo des südkoreanischen Regisseurs Bong Joon-ho.
3 Hiromi Kawakami: Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß, München 2008, S. 11.
4 In diesem Zusammenhang sei mir die kurze Randnotiz gestattet, daß ich mir beim Abschreiben des oben stehenden [quoth] bewußt [sic] das Recht herausgenommen und in entsprechenden Worten den Einsatz des altehrwürdigen ß gewählt habe.

20150309

Following the eventful tête-à-double-tête with the Duke's dear Freja in Brightstone Cove Tseldora, Mila entered what would later become known to her as the Lord's Private Chamber, and overcome by the sentiment of familiarity at the sight of an armillary sphere and shelves stocked to the brim with antiquated tomes, she happened upon the olden writings of a certain Jøta. A surge of melancholy befell her, as her fingers pensively inched across the words DISJECTA MEMBRA embossed on the folder's front cover, apparently a collection of Wortaufschüttungen committed to paper a long time ago, judging by the faded ink and yellowed parchment.