20130411

[quoth] pierre bourdieu: sur la télévision (über das fernsehen, sv 2054, 38f)

Zu Beginn sagte ich, daß das Fernsehen die Artikulation von Gedanken nicht gerade begünstigt. Ich stellte eine Verbindung zwischen Geschwindigkeit und Denken her, und zwar eine negative. Das ist ein alter Topos des philosophischen Diskurses: Schon Platon unterschied zwischen dem Philosophen, der Zeit hat, und den Leuten auf der agora, auf dem öffentlichen Platz, die es eilig haben. Er behauptet in etwa, daß man nicht denken kann, wenn man es eilig hat. Das ist eine eindeutig aristokratische Einstellung. Es ist der Gesichtspunkt des Privilegierten, der Zeit hat und sein Privileg nicht allzu sehr in Frage stellt. Aber hier ist nicht der Ort, diesen Aspekt zu diskutieren; fest steht jedenfalls, daß es eine Verbindung zwischen Denken und Zeit gibt. Und eines der Hauptprobleme des Fernsehens ist die Frage der Beziehungen zwischen Denken und Geschwindigkeit. Kann man denken, wenn man es eilig hat? Wenn das Fernsehen immer nur Denkern das Wort erteilt, die als besonders reaktionsschnell gelten, muß es sich mit fast-thinkers abfinden, Denkern, die, wie ein gewisser Westernheld, schneller schießen als ihr Schatten ...(via: α)

No comments: